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ICH HABE NICHT GEBAUHET AUS PRACHT SONDERN DIE WASSERNOTH HAT MICH DAZU GEBRACHT
schrieb Franz Walter Iburg 1780 an sein neu erbautes Haus in Groß Düngen (heute Hildesheimer Straße 13). Er stammte aus einer Küster-Lehrerfamilie in Itzum. 1780 lieh er sich Geld von der Groß Düngener Kirche „zu Abzahlung der Dachsteine auf sein neues Haus“. Im Kirchenrechnungsbuch ist damit das Baujahr dokumentiert. Den Köthnerhof hatte er bereits 1750 geerbt.


Die noch ältere Inschrift “Wer Gott vertraut – iHs – hat wohlgebaut“ - fast verborgen unter Ziegeln an der vorderen Giebelseite- deutet darauf hin, dass der Balken mit dieser Inschrift aus dem durch die Fluten zerstörten Haus stammt. Von “Wassernoth“ berichten mehrere Hausinschriften – auch in Nachbardörfern – aus dieser Zeit. Später kam der Köthnerhof durch Heirat zu dem Hof Wedekin in der Bergstraße, dem Geburtshaus des Bischofs Eduard Jacob Wedekin (1796 - 1870).
Landarbeiter des Wedekin´schen Hofes bewohnten von nun an das alte Fachwerkhaus.
Während des zweiten Weltkrieges wurden die kleinen niedrigen Räume - neben der Landarbeiterwohnung - zusätzlich zum Asyl für Familien, die aus dem zerbombten Hildesheim evakuiert worden waren. 1946 fanden Vertriebene hier ihre erste Bleibe. Einige Jahre später ging das Haus durch Verkauf in den Besitz der Familie Biermann über, die in der Nachbarschaft eine Fleischerei betrieb und die kleinen Wohnungen weiter vermietete. In den Folgejahren verfiel das Haus immer mehr, schließlich konnte es nicht mehr bewohnt werden, stand einige Jahre leer. Der Abriss war geplant und schien unvermeidbar.

 

1986 Rettung vor dem Verfall durch eine 900Jahrfeier
1985 war Lieselotte Bogun mit der einjährigen Planung einer 9oo Jahrfeier durch den Ortsbürgermeister Siegfried Seifer beauftragt worden. Nach ihren Vorstellungen sollte auch ein Fachwerkhaus für heimatliche und kunsthandwerkliche Ausstellungen, kleine Konzerte in historischen Kaffeestuben in die Jahrhundertfeier mit eingebunden werden.
Infrage kam nur der ehemalige Köthnerhof, das abbruchreife aber einzige leer stehende alte Gebäude in Groß Düngen. Es gelang ihr, nicht nur mit dem Besitzer – inzwischen Karl Marx – einen Vertrag für die Dauer der Jahrhundertfeier auszuhandeln, sondern auch Bürger zu motivieren, das Haus mit gespendeten Materialien notdürftig zu restaurieren.
In der Zeitung ist zu lesen:
“Groß Düngener Bürger renovieren altes Haus - Kultureller Treffpunkt für die 900-Jahr-Feier. Mit einfachsten Mitteln bringt eine Handvoll Bürger das alte Gebäude wieder in Schwung.“
Die gesamte Jahrhundertfeier wurde ein großer Erfolg, die Aktivitäten in den über 200 Jahre alten Mauern des ehemaligen Köthnerhofes trugen nicht unwesentlich dazu bei. Beeindruckt von dem ehrenamtlichen Engagement der Bürger regte der damalige Kreissparkassendirektor Hubertus Haller an, das alte Fachwerkhaus als Kulturzentrum auszubauen. Motiviert durch den Erfolg in den Jahrhunderte alten Mauern gründete Lieselotte Bogun gemeinsam mit den „Restauratoren“ am 19. August 1986 den Kulturverein Groß Düngen e.V.

Die Vereinsgründer ahnten damals jedoch nicht, wie viele unzählige ehrenamtliche Stunden- trotz finanzieller Unterstützung durch die Kreissparkasse, der Gemeinde Groß Düngen, der Stadt Bad Salzdetfurth und dem Denkmalschutz - nötig waren, um das abbruchreife Haus zu dem zu machen, was es heute ist, ein kulturelles Kleinod in der Region.
Nicht nur das bunt gemischte Theaterprogramm mit bekannten Künstlern ist seit Jahren ein Insidertipp, auch die kunsthandwerklichen Märkte am Palmsonntag und am Erntedanktag sind trotz wachsender Konkurrenz immer noch ein Renner. Die Atmosphäre in und um die 239 Jahre alten Mauern lockt nach wie vor unzählige Besucher nach Groß Düngen. Ein bunt gemischtes vielseitiges Angebot, das nur von vielen fleißigen ehrenamtlichen Händen geleistet werden kann.